Das Bild zeigt einen alten Tisch und dazugehörige Hocker mit einem Blumendesign.

Meine Grabrede. Was ist Dir wichtig?

Die moderne Arbeitswelt erfordert eine ausgeglichene Einstellung in allen Lebensbereichen. Aber wie können wir die richtigen Prioritäten setzen?

Stephan Covey beschreibt in seinem Buch „7 Wege zur Effektivität (Anzeige*)“ sieben „Leitsätze“, um die Anforderungen der modernen Arbeitswelt zu bestreiten und persönlich und beruflich erfolgreich zu sein. Ein Leitsatz beschreibt er mit den Worten „Schon am Anfang das Ende im Blick haben“. Er beschreibt sehr eindrücklich, wie man es sich selbst die eigenen Prioritäten bewusst machen kann. Was trägt mich langfristig und wie kann ich mein aktuelles Handeln richtig darauf abstimmen? Man stelle sich vor, man ist Gast auf seiner eigenen Beerdigung und hört sich die Grabrede an.

Was soll der Trauerredner über Dein Leben resümieren?

Ich beantworte die Frage von Stephan Covey zurzeit für mich in folgender Art und Weise: Ich war ein toller Vater und Ehemann. Ich konnte meinen Kindern viel vermitteln und sie beim Großwerden bestmöglich begleiten. Ich erlebte mit meiner Familie eine aufregende Zeit und verreiste gern. Ich habe mir die Welt angeschaut. Ich habe tragfähige Beziehungen aufgebaut und diese gepflegt. Ich habe mich gut ernährt und war sportlich aktiv. Ich war zu Lebzeiten bis zum Ende von wenigen Beschwerden und Krankheiten geplagt. Ich bin einer sinnvollen Tätigkeit nachgegangen, habe anderen geholfen und habe etwas bewegt.

Kinder bekommen, die Welt zu entdecken, Zeit für Erlebnisse und Spaß zu haben…

Die Reihenfolge der Aufzählung macht deutlich, was – zumindest für mich – zählt. Familie, Erfüllung, das zeitweise Empfinden von Glück, Beziehungen, aber auch Beruf. Ich möchte nicht in den nächsten Jahren auf mein Leben zurückblicken und für mich wichtige Dinge versäumt haben oder aufgrund des beruflichen Erfolges keine Zeit dafür gehabt haben. Mein Alltag muss Raum für vielfältige Tätigkeiten geben. Das betrifft neben dem Beruf auch andere Aktivitäten. Meine Freizeit braucht Platz und ist nicht bloße Regeneration und Vorbereitung auf den nächsten Arbeitstag.

Regnose vs. Prognose

Die oben erwähnte Methode, von einem Standpunkt aus der Zukunft heraus auf das Hier und Jetzt zu schauen und somit eine Bewertung der Wichtigkeit von Aufgaben vorzunehmen, nennt man auch „Regnose“. Im Gegensatz dazu ist bei einer „Prognose“ der Standpunkt das Hier und Jetzt und der Betrachtungszeitraum die Zukunft. Das Konzept wird vom Zukunftsforscher Matthias Horx beschrieben.

Finde Deine Balance

Ich empfinde es als essenziell, persönliche Belange nicht hintenanzustellen und vermeintlichen beruflichen Anforderungen zu opfern. Die Gefahr besteht fortlaufend, dass sich der Fokus zugunsten der beruflichen Tätigkeit verschiebt. Das bedarf einer steten Prüfung des eigenen Standpunktes. Verzichte ich gerade auf etwas, benötige ich etwas fern des Jobs? Ich nehme mir Zeit für meine Familie, finde Platz zum Verreisen und gehe regelmäßig meinen Hobbies nach. Anderenfalls wird man es früher oder später bereuen. Ich vertrete den Standpunkt, dass dies alles auch möglich ist, wenn man eine verantwortungsvolle Aufgabe wahrnimmt. Voraussetzung ist, zeitweise ruhigere Phasen auch beruflich zu akzeptieren (andere würden es vielleicht als Rückschritte bezeichnen). Es wird im beruflichen Kontext niemand “Hurra” schreien, wenn die Entscheidung fällt. Ich mache jetzt eine Auszeit im tibetischen Kloster und anschließend fliege ich nach Mexico zum Surfen. Ich bin in 4 Monaten wieder da und mache dann weiter. Ich bin sicher, es funktioniert und mit neuer Kraft und frischen Perspektiven geht es zurück ans Werk.

Einschnitte müssen keine Rückschritte sein

Max und Lisa haben es getan. Mit ihren beiden Töchtern reisten sie nach Skandinavien. Ihr Traum: Eine echte Auszeit nehmen und sechs Monate Zeit nur für die Familie haben. Ein echter Luxus, aber in Deutschland durch die Nutzung von parallelen Elternzeiten möglich. Lisa ist Projektleiterin bei einem Bildungsträger und begleitet junge Erwachsene beim Übergang in den Arbeitsleben. Max ist Lehrer und war schon immer davon fasziniert, einmal aus dem Alltagstrott auszubrechen. Sie haben die Zeit genutzt und reisten mit dem Camper um die Ostsee. Rückblickend Erfahrungen, die sie geprägt haben und von denen sie heute noch profitieren, hatten sie doch die Möglichkeit, intensiv Zeit mit ihrer Familie zu verbringen und ihrer Töchter wirklich kennenzulernen. Auch beruflich haben sie diese „Einschnitte“ nicht zurückgeworfen. Natürlich waren nicht alle begeistern, als sie ihre Pläne öffentlich machten: „Wir nehmen Elternzeit und zwar gleichzeitig.“ Wenn die Führungskraft und der geliebte Lehrer plötzlich mehrere Monate nicht da sind, geht erst einmal ein Raunen durchs Unternehmen und das Kollegium. Allerdings kann man erfahrungsgemäß einen begrenzten Zeitraum gut überbrücken. Nach ihrer Rückkehr sprach niemand mehr darüber.

Voraussetzung für diese Art der Selbstverwirklichung ist, dass wir fair miteinander umgehen. Das bedeutet dem Umfeld die Gelegenheit zu geben, sich an die geänderten Rahmenbedingungen anzupassen. Wenn ich als Führungskraft längere Zeit nicht da bin oder meine Arbeitszeit dauerhaft reduzieren möchte, dann muss sich die Organisation entsprechend anpassen. Wenn diese Lösungen selbst mitentwickelt und aktiv vorangetrieben werden, geht man fair mit seiner Verantwortung und seinen Vorgesetzten, Kolleg*innen und Mitarbeitenden um. Auf die eigenen Wünsche einzugehen, bedeutet nicht, es anderen Recht zu machen. Es bedeutet aber auch nicht, auf Biegen und Brechen die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.

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